Die Johanniter in Hinterpommern

Seit seiner Gründung im Heiligen Land zur Zeit der Kreuzzüge verschrieb sich der Johanniter-Orden dem „Dienst an Kranken und Armen" und in der Folge dehnte er seine Aktivitäten, aus dem Raum des Mittelmeeres kommend, auch nach Norden aus. Um 1150 kommen die ersten Johanniter über Böhmen auch nach Pommern und sie erhalten, in Anerkennung ihrer Leistungen zugunsten der Armen und Kranken, Besitz in und um Schlawe. 1229 bestätigt Herzog Barnim I. den Besitz, zu dem auch Wendisch-Tychow gehört. In Schlawe hat sich unter der Leitung eines Comthurs eine Comthurei gebildet, der einige wenige Ordensritter, Priester und dienende Brüder angehören. Die Besetzung ist wechselnd. Von 1260 bis 1268 bauen die Johanniter eine Kirche in der Gegend des heutigen Alt-Schlawe, und 1273 wurde diese Kirche durch den Bischof von Cammin mit elf Dörfern dotiert, die alle um Schlawe herum gelegen sind; sie hatten Beiträge zum Unterhalt der Kirche zu leisten. Zu diesen Dörfern gehörten auch Notzkow, Freetz, Wendisch-Tychow und Quatzow. Es wird angenommen, dass die Johanniter auch den Bau der Kirchen um Schlawe herum zumindest beeinflußt haben, denn die Türme dieser Kirchen weichen von der sonst üblichen Bauweise ab. 1326 befinden sich in Schlawe neben den Johannitern fünf Priester und fünf dienende Brüder. Die Johanniter scheinen verschiedener Nationalität gewesen zu sein, einige offenbar Wenden. Sie betrieben neben ihren eigentlichen Aufgaben auch die Besiedlung des Landes durch Deutsche. Ende des 14. Jahrhunderts ziehen sich die Johanniter aus dem östlichsten Pommern zurück und kommen erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück.

1855 wird ein in Polzin gebautes Krankenhaus eingeweiht, 1862 eines in Züllchow bei Stettin, 1884 eines in Lauenburg und 1915 wird ein Kinderheim in Großmöllen gekauft. Ab 1933 muß die Tätigkeit der Johanniter auf Grund politischen Drucks eingeschränkt werden und 1945 gingen alle Häuser dem Orden verloren.

1981 begannen die pommerschen Johanniter wieder in Pommern tätig zu werden, allerdings noch nicht in ihren Häusern, die die Polen bisher nicht zurückgegeben haben.

Hans Radloff