Des Herrn Christian Ewald von Kleist sämtliche Werke
Berlin, bey Christian Friedrich Voß 1760
Sinngedichte
Auf den Tod eines großen Mannes Lykon und seine Schwester Agathe Johann Christoph und Adelgunde Auf die Arria, vermählte des Pätus Ueber einen neuerbauten prächtigen Tempel
Auf den Tod eines großen Mannes Als jüngst des Todes Pfeil, o -, dich getroffen, Klagt ich und weint, und sah den Himmel plötzlich offen; Auch den belebten Raum der weiten Welt sah ich: Die Erde weinete, der Himmel freute sich.
von ihm selbst gemalt. (Nach dem Italiänischen. ) Der Tod, der Raphaeln dem Erdkreis rauben wollte, Von dem Verhängniß abgeschickt, Stutzt, als er dessen Bild erblickt, Unschlüssig, welchen er von beiden nehmen sollte. Nimm jenen nicht, sprach Raphael; nimm mich! Der ist unsterblicher, als ich.
Aurora fahr herauf auf deinem güldnen Wagen, Da ich vor Lieb und Schmerz nicht schlafen kann! Wann Cloe bey mir ruht, dann halt die Zügel an, Dann, Göttin, laß es späte tagen.
Ueber die Statue der Venus
an die sich Amor schmiegt; von dem von Papenhoven, in Sanssouci. Bezaubernd Bild, des Meißels Meisterstück, Ach schlüge deine Brust! Ach wär dein Auge helle! Ein jeder, der dich sieht, wünscht dir Elisens *) Glück, Und sich an Amors Stelle. *) Elise, des Pigmalions Statue, die lebendig ward.
Sieh Papenhovens Meisterstück, die schöne Venus ins Gesicht! Sieh an den Mund des Marmorbildes! Man sieht die Stimm, und hört sie nicht.
Ich sah, (ihr Enkel, glaubt dem heiligen Gesicht!) Ich sah den Liebesgott im Siegeswagen fahren, Und Helden zogen ihn. Nestorn mit grauen Haaren, Und Cäsarn und Bourbon, sah ich wie Sklaven ziehn. Mir fiel Eugen, August und Ludwig, die Catonen, Und hundert Stifter neuer Thronen, Und Asiens Bezwinger ins Gesicht, Nur Friedrich nicht.
Lykon und seine Schwester Agathe; beyde sehr schön, aber einäugig. (Nach dem Lateinischen eines Ungenannten) Du mußt, o kleiner Lykon! dein Aug Agathen leihn; Blind wirst du dann Cupido, die Schwester Venus seyn.
Marforius fand allen Sachen Mängel, Er lästerte Gott, Engel und Erzengel, Und schalt darauf, mit leichter Müh, Das menschliche Geschlecht, und das Geschlecht vom Vieh; Er schalt das Lamm, den Hund, das Krokodill - Vom Esel nur und Affen schwieg er still.
Du scheinest jung zu seyn; allein wer weiß es nicht, Daß du viel älter bist, Vetull! als dein Gesicht?
Johann Christoph und Adelgunde. Johann Christoph. Du lose Adelgunde! Die Leinwand ist zu theuer; Es giebt ja Weber gnug, was kauffst du von dem Schreyer? Adelgunde. Mein liebstes, süßes Hänschen! ich sah des Garnes Stärke, Und denn, bedenk einmahl! lies't er doch deine Werke
Man hört dich ohne Maaß und Ziel Spott und Verleumdung speyn; Und du willst ehrlich seyn? Markolph, du stiehlst zwar nicht; Doch fehlt dir nicht zu viel zum Schelm und Bösewicht: Zum Tugendhaften fehlt dir viel!
Auf die Arria, vermählte des Pätus. Nach dem Martial. Als Pätus auf Befehl des Kaisers sterben sollte Und lange sich besann, und es nicht gerne wollte; Durchstach sich Arria. Mit heiterem Gesicht Gab sie den Dolch dem Mann, und sprach: Es schmerzet nicht!
Der Tugend unbekannt, war er ihr ärgster Hasser; Wenn ihn sein Stolz befiel, floß Menschenblut wie Wasser; Er war voll Eigennutz, und liebte Schmeicheley; Raubt ungestraft, und blieb nie seinen Worten treu; War vielfach und gelehrt, sich in die Zeit zu schicken, Verband mit zwanzig sich, um Einen zu erdrücken; Religion und Eid war ihm ein Puppenspiel; Durch Labyrinthe gieng er stets zum nahen Ziel; Hurt', und verfolgte Wild; - O Maler, halt ein wenig! Halt! ich versteh dich schon, das heißt: er war ein König.
als er eine Winterlandschaft mahlte. Die Winterlandschaft, die dein Pinsel hier gebiert, Ist furchtbar, wie der Winter selbst; ich seh sie an, mich friert.
auf den Major von Blumenthal, der den 1sten Jan. 1757. bey Ostritz in der Oberlausitz, in einem Scharmützel, von den Oesterreichern erschossen ward. Witz, Einsicht, Wissenschaft, Geschmack, Bescheidenheit, Und Menschenlieb und Tapferkeit, Und alle Tugenden, vereint mit allen Gaben, Besaß der, den man hier begraben. Er starb fürs Vaterland, er starb mit Heldenmuth. Ihr Winde, wehet sanft! Die heilge Asche ruht.
Berausch dich Freund! aus deiner Hippokren, Berausch dich draus, ich will ins Weinhaus gehn.
Der feige Petius fortificirt, und spricht Vom Folard, Puisegur, von Widdern, Spieß und Lanzen, Von alt und neuem Krieg. Mich wundert dieses nicht; Kein Mensch hat nöthiger, als er, sich zu verschanzen.
Ueber einen neuerbauten prächtigen Tempel,
den man dem Jupiter geheiliget hatte. ( Nach dem Griechischen, aus der Anthologie. ) Hinfort wird Jupiter nicht mehr im Himmel thronen; Wenn er hier einmal wohnt, wird er hier ewig wohnen.
als der Verfasser ein Lied auf sie gemacht hatte. Küß nicht das Lied; gieb mirs, o Schönste, wieder l Küß mich! In mir steckt eine Sammlung Lieder.
einen schönen Jüngling. (Nach dem Lateinischen des Franciscus Panigarola. ) Mars schlug, und suchte nach dem Streit Die Venus, sie sucht ihn, vergeblich lange Zeit; Sie zitterten. - Drauf fanden sie Altinden, Und glaubten beide, froh, was sie gesucht, zu finden. |