Kleist, v. -- Von General der Kavallerie v. Kleist, Dr. Pechel, Generalmajor v. Voß, Schriftsteller Aurich u. Oberst v. Duvernoy. --
K., anfänglich Clest (d. i. Fuchs, das Wappentier), ein altes pommersches Adelsgeschlecht wendischen Ursprungs. Die K. werden zuerst 1175 mit Jarislaw, Kämmerer des Herzogs Kasimir L, nachgewiesen. Im Dienste der Herzöge von Pommern, wiederholt auch als Kanzler, erwarben sie viele Lehnsgüter, hauptsächlich in der Belgarder Gegend, wo ihr Besitz noch heute beträchtlich ist.
Das Geschlecht verbreitete sich schnell u. zeigte eine große Fruchtbarkeit. So wurde die väterliche Scholle vielen jüngeren Söhnen zu eng. Wanderlust u. Freude am Kriegshandwerk wirkten mit, u. man findet daher die K. ebensowohl am Rhein wie in Rußland (Kurland), wo sie heute sehr zahlreich vertreten sind u. eine Reihe von Gütern besitzen. Sie erwarben Besitz auch in der Mark, in Sachsen u. in Böhmen; ein Zweig ließ sich in Dänemark nieder. Man begegnet ihnen in österreichischen, bayerischen, polnischen, auch in schwedischen Kriegsdiensten.
In Deutschland, u. zwar nur in Preußen, leben zurzeit noch etwa 100 männliche Mitglieder des Geschlechts, das früher zahlreicher war, aber durch die friderizianische Kriegszeit, die viele Opfer kostete u. das Heiraten erschwerte, in der Kopfzahl zurückgegangen ist. Die Familie teilte sich früh in die inzwischen ausgestorbene Villnow- Raddatzer, in die Tychow- Dubberower u. Muttrin- Damener Linie.
Das Geschlecht hat sich in Preußen außer in der Landwirtschaft auch in anderen Berufszweigen betätigt. Abgesehen von den zahlreichen Beamten der Herzöge von Pommern, zeigt sich eine lange Reihe von Landräten, ein Oberpräsident (v. Kleist-Retzow), ein Kammergerichtspräsident, zugleich Vizepräsident des Obertribunals (Adolf v. K.), der vertraute Diener Friedrich Wilhelms IV. Die Familie brachte ferner drei Dichter hervor, deren größter, Heinrich, die Gestaltungskraft eines Shakespeare besaß.
Vornehmlich aber ist die Familie ein Soldatengeschlecht. Ihre militärische Blütezeit war das Zeitalter Friedrichs des Großen. Nachweislich 116 K. haben unter ihm gefochten; 30 von ihnen fielen oder starben an Wunden u. Krankheit. 1806/07 standen noch 40 K. im Felde, während in späteren Kriegen die Familie nur noch 30 Mitkämpfer stellen konnte. 35 Generale gingen aus ihren Reihen hervor, darunter 2 Feldmarschälle.
Um die Familie für ihre Verdienste in Krieg u. Frieden auszuzeichnen, verlieh Kaiser Wilhelm II. dem 1. Westpreußischen Grenadierregiment Nr. 6 den Namen Graf Kleist v. Nollendorf. Schon 1858 hatte sie einen dauernden Sitz im Herrenhause erhalten u. sich daraufhin zu einem segensreich wirkenden Familienverbande zusammengeschlossen.
1. Henning Alexander v. K., preußischer Generalfeldmarschall, geboren 1667 in Raddatz (Pommern), trat in kurbrandenburgische Dienste u. machte unter Leopold von Dessau den Spanischen Erbfolgekrieg mit. 1715 rückte K. mit dem Anhaltschen Regiment nach Pom mern u. nahm am Kriege gegen Karl XII. teil. 1718 wurde er Oberst u. Kommandeur des Regiments. 1722 nahm er den Abschied wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Fürsten Leopold von Dessau u. ging zum Prinzen Eugen, der ihm ein Regiment Infanterie angeboten hatte. Der König rief ihn aber zurück; 1726 wurde er wieder preußischer Oberst, 1733 Generalmajor. Beim Ausbruch des Ersten Schlesischen Krieges rückte K. mit in Schlesien ein. Er befehligte selb ständig vor Ohlau, dann vor Brieg u. vereinigte sich im Frühjahr 1741 mit der Armee des Königs. In der Schlacht bei Mollwitz führte er fünf Bataillone auf dem rechten Flügel des ersten Treffens. Seine Truppen hatten den schwersten Stand, wiesen aber alle Angriffe der österreichi schen Reiterei ab; K. selbst wurde verwundet Der König ernannte ihn einige Tage später, noch auf dem Schlachtfelde, wegen „ungemeiner Tapferkeit u. Bravour" zum Generalleutnant u. zum Ritter des Schwarzen Adlerordens. Im Juni 1744 wurde K. Gouverneur von Kolberg. Er machte, 68 Jahre alt, noch die Belagerung von Prag mit, mußte dann aber, da sein Körper den Anstrengungen des Krieges nicht mehr ge wachsen war, um Enthebung von seiner Feld stelle bitten. Der König ernannte ihn am 16. Ja nuar 1745 zum General der Infanterie u. ge stattete ihm, sich nach seinem Gouvernement Kolberg zu begeben. Am 24. Mai 1747 wurde K. Feldmarschall; er starb am 22. Oktober 1749. K. ruht in der Garnisonkirche in Berlin.
2. Ewald Freiherr v. K., kurkölnischer Generalleutnant, geboren am 21. September 1667 in Pumlow (Pommern), kam sechsjährig nach Amberg zu einem Oheim, der Vizestatthalter der Oberpfalz war u. ihn im katholischen Glauben erziehen ließ. Kurfürst Joseph Clemens von Köln nahm K. in seine Dienste u. verlieh ihm den Freiherrntitel. 1703 wurde er Oberst zu Fuß, 1715 Kämmerer u. Generalwachtmeister, 1719 Generalleutnant. Acht von seinen elf Söhnen traten ebenfalls in kurkölnische Dienste u. brachten es zu hohen Ehren. Seine Enkel nahmen meist bayerische oder österreichische Kriegsdienste. K. ist der Stammvater des katholischen Zweiges der Familie.
3. Franz Ulrich v. K., preußischer General leutnant, geboren am 2. März 1687 in Kowalk (Pommern), trat 1702 als Fahnenjunker in die preußische Armee ein, ging später in kurpfälzische Kriegsdienste, machte den Spanischen Erbfolge krieg mit, focht mit Auszeichnung, 17 Jahre alt, am Schellenberge (2. Juli 1704), bei Höchstädt u. Blenheim (13. August 1704), tat sich ferner in der Schlacht bei Malplaquet (11. September 1709) u. bei der Belagerung von Douai (1710) hervor. Nach dem Frieden von Utrecht verließ er den pfälzischen Dienst, da er den katholischen Glauben nicht annehmen wollte, u. lebte zunächst in Kowalk. 1716 wurde er als Hauptmann wieder in die preußische Armee aufgenommen. 1724 wurde er Major. 1732 nahm K. mit noch zwölf anderen Offizieren auf Befehl König Friedrich Wilhelms I. an den Kämpfen der Genuesen gegen die aufständischen Korsen teil. Zurückgekehrt, wurde er 1737 Oberstleutnant u. 1739 Kommandeur des Regiments zu Fuß Roeder (Nr. 2). Er focht bei Chotusitz (17. Mai 1742), wo er noch auf dem Schlachtfelde zum Obersten befördert wurde, u. zeichnete sich im Zweiten Schlesischen Kriege besonders bei Habelschwerdt (14. Februar 1745), Hohenfriedeberg (4. Juni) u. Soor (30. September) aus. 1745 ward er Generalmajor, 1747 Chef des Infanterieregiments Nr. 27. 1756 zum Generalleutnant befördert, befehligte er bei Lobositz (1. Oktober) vier Infanterieregimenter. Eine zu Beginn des Kampfes erhaltene Schußwunde am Bein nicht beachtend, führte K. sein Kommando weiter, mußte es aber, durch den großen Blutverlust sehr geschwächt, nach Beendigung der Schlacht niederlegen. Er starb an den Folgen seiner Verwundung am 13. Januar 1757 in Dresden. Für sein tapferes Verhalten hatte ihm König Friedrich nach der Schlacht den Schwarzen Adlerorden verliehen.
4. Ewald Jürgen v. K., der Erfinder der elektrischen Verstärkungsflasche, wurde am 10. Juni 1700 in Vietzow (Pommern) geboren u. starb als Hofgerichtspräsident am 11. De zember 1748 in Köslin. Die ersten öffentlichen Versuche mit der Erfindung machte die Danziger Naturforschende Gesellschaft am 15. Dezember 1745. Von dort aus gelangte die Nachricht darüber an den französischen Physiker Nollet, der das Experiment der Pariser Akademie vorführte u. die Flasche nach der Stadt Leiden benannte. Als Nollet erfuhr, daß die Entdeckung in Pommern gemacht worden sei, entschuldigte er sich bei der Danziger Gesellschaft wegen der Benennung „Leidener Flasche". Trotzdem können wir uns heute noch immer nicht von dieser Bezeichnung freimachen. Der Anteil, den der Leidener Physikliebhaber Cunäus an der Erfindung haben soll, läßt sich durch nichts begründen.
5. Henning Alexander v. K., Neffe von K. l, preußischer Generalleutnant, geboren am 6. Juni 1707 in Raddatz (Pommern), wurde 1724 als Fahnenjunker angestellt, 1726 zur Pots damer Riesengarde versetzt, machte die bei den Schlesischen Kriege mit u. zeichnete sich besonders bei Hohenfriedeberg u. Soor aus. Im Siebenjährigen Kriege focht er bei Groß-Jägerndorf u. Zorndorf, später in Pommern. 1761 u. 1762 machte er als Oberst die Feldzüge in Schle sien mit u. erhielt für die Erstürmung der stark verschanzten Leutmannsdorfer Höhen, die er mit seinem Regiment ausführte, den Orden Pour le Merite. 1767 wurde K. Generalmajor, 1778 Generalleutnant u. 1780 Gouverneur von Spandau. Er starb am 22. Januar 1784 auf sei nem Gute Juchow (Pommern).
6. Ewald Christian v. K., Dichter, geboren am 7. März 1715 in Zeblin (Pommern) als Sohn Joachim Ewalds u. Marie Juliane v. K., geborenen v. Manteuffel, wurde von 1724 an im Jesuiten- kollegium in Deutsch-Krone erzogen, besuchte seit 1729 das Gymnasium in Danzig u. bezog 1731 die Universität Königsberg zum Studium der Rechte. Er trat später als Offizier in die dänische Armee ein. Beim Regierungsantritt Friedrichs des Großen wurde er zurückgerufen, trat in das Regiment 35 ein u. ward schon 1741 Premierleutnant. Als der Dichter Gleim ihm nach kurzer Bekanntschaft zum Freunde wurde, erwachten in dem seinen Kameraden durch eine höhere Bildung u. gereiftere Lebensanschauung fremden Offizier die dichterischen Neigungen. Nach anakreontischen Versuchen in Gleims Manier wandte er sich in Oden u. Hymnen bald ernsteren u. größeren Stoffen zu. In ihm regte sich, nachdem er im Zweiten Schlesischen Kriege die Greuel des Feldzuges, in den weiteren Jahren die Eintönigkeit des Garnisonlebens kennen gelernt hatte, eine starke Sehnsucht nach Natur u. Landleben, nicht unbeeinflußt von Haller u. Bodmer. In einem etwas schwerfälligen Versmaß, Hexametern mit Vorschlagssilbe, faßte er sein großes episches Gedicht „Frühling" (1749) ab, das ihm in dieser Zeit der beginnenden literarischen Blüte großen Ruhm brachte. Solchen verdientes auch, abgesehen von einer übermäßigen Gründlichkeit, wegen einer gesteigerten Stimmung, lebendiger Naturschwärmerei, einer liebevollen Kleinmalerei u. eines großen Wohlklanges der Verse. 1749 wurde K. Kapitän, 1756 Major. 1752/53 weilte er als Werbeoffizier in der Schweiz, von Bodmer u. Breitinger, Hirzel, Wieland u. Geßner freudig empfangen. Nach dem Beginn des Siebenjährigen Krieges, den K. mit der feurigen „Ode an die preußische Armee" („Unüberwundnes Heer, mit dem Tod u. Verderben in Millionen Feinde dringt") begrüßte, lernte er in Leipzig Lessing kennen, u. mit ihm verband ihn bald eine starke Freundschaft. Unter seinem Einfluß wandte er sich einer handlungsreicheren Poesie zu u. entwarf den Plan einer Tragödie „Seneca" in Prosa, von der wenige Szenen vollendet wurden, verfaßte gedankentiefe Idyllen, wie „Irin", u. vereinigte sie 1758 mit seinen Gedichten zu einer Sammlung. Im seihen Jahre schrieb er ein Heldengedicht „Cissides u. Paches" in drei Gesängen, voll von kriegerischer Leidenschaft u. erhabenem Mannesmut. Den bewährte er selber in der Schlacht bei Kunersdorf, bis er bei immer erneuten heldenmütigen Versuchen, die Weichenden zu sammeln u. gegen den Feind zu führen, tödlich verwundet zusammenbrach. Er starb am 24. August 1759 in Frankfurt (Oder). So erfüllte sich an ihm, was er im letzten Verse seiner „Ode an die preußische Armee" begeistert gesungen hatte: „Auch ich, ich werde noch, vergönn' es mir, o Himmel! / Einher vor wenig Helden ziehn; / Ich seh' dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen fliehn, / Und find' Ehr' oder Tod im rasenden Getümmel!" Seinen menschlichen •Wert kennzeichnet am besten ein Brief Lessings, der nach dem Tode Kleists, „eines Freundes, dessen geringste Eigenschaften der Dichter u. Soldat waren", an Gleim schrieb: „Der Professor [Nicolai] wird Ihnen, ohne Zweifel, geschrieben haben. Er hat ihm eine Standrede gehalten. Ein andrer, ich weiß nicht wer, hat auch ein Trauergedicht auf ihn gemacht. Sie müssen nicht viel an Kleisten verloren haben, die das jetzt imstande waren!" Auch Lessings Tellheim trägt -- in feiner Huldigung an den verstorbenen Freund-- unverkennbar einige Züge Kleists. Auf seiner Grabstätte in Frankfurt wurde 1779 ein Denkmal errichtet.
7. Friedrich Wilhelm Gottfried Arnd v. K., der „grüne Kleist", geboren in Potsdam am 29. August 1724 als Sohn des Obersten u. Chef des Potsdamer Königsregiments, Andreas Joachim v. K. Er trat 1744 in das Regiment Gens d' armes (Nr. 10) ein u. wurde Ende 1756, da er klein von Wuchs u. sehr lebhaften Geistes war. von Friedrich dem Großen unter Beförderung vom Leutnant zum Major zum Husarenregiment Szekely (Nr. 1) versetzt, das er von 1759 bis zu seinem Tode (1767) befehligte.
Im Scharmützel bei Pegau am 7. u. im Gefecht bei Gotha am 19. September 1757 zeichnete sich K. so aus, daß ihm der Orden Pour le Merite verliehen ward. Im August 1758 schlug er ein Korps der Reichsarmee bei Waldkirchen in Sachsen. Im April 1759 errichtete er mit königlicher Genehmigung 2 Es-kadrons Freihusaren, die im Laufe des Krieges auf 10 vermehrt wurden; dazu kamen unter dem Namen „Kleistsches Freikorps" noch 10 Schwadronen Dragoner, 2 Bataillone Kroaten u. l Kompagnie Jäger. K. hatte bei seinem Freikorps bedeutenden Zulauf. Neben großer Kühnheit u. Geschicklichkeit als Führer besaß er die Gabe, die Herzen seiner Leute zu gewinnen. -- Im November 1759 unternahm K. gleichzeitig mit dem Zuge Finks gegen Maxen eine Streife über das Erzgebirge nach Teplitz. Da die Österreicher u. Russen gerade in jenem Jahre in der Mark furchtbar gehaust hatten u. unter anderem der Ausspruch gefallen war, ,,es solle auf höheren Befehl den preußischen Untertanen nichts als Luft u. Erde übrig bleiben", ließ er bekanntmachen, es würde seinem Könige ein leichtes sein, Vergeltung zu üben u. die feindlichen Untertanen ebenso zu behandeln, wenn er nicht mehr Großmut als Rache besäße. Er trieb deswegen nur Kriegssteuern ein, verschonte aber das Land mit Sengen u. Brennen vollständig, wie er überhaupt auf seinen zahlreichen Streifzügen stets mit großer Schonung u. Menschenfreundlichkeit verfuhr.
In der Schlacht bei Kunersdorf attackierten die Kleist-Husaren gemeinschaftlich mit einem Dragonerregiment den erlahmenden Gegner im Kuhgrunde mit großer Tapferkeit. In Auflösung wich der Gegner. Aber während der Verfolgung wurden die preußischen Reiter von den russischen Dragonerregimentern Archangel u. Tobolsk, sowie dem österreichischen Dragonerregiment Kolowrat angegriffen u. nach kurzem Handgemenge geworfen. Hierbei ward Oberst v. K. verwundet. -- Bei Torgau bildete K. mit seinen leichten Truppen die Vorhut des Zietenschen Korps u. stieß an der Roten Furt auf einen starken Kroatenposten Lacys. Dieser wurde erst vertrieben, als Zielen einige Bataillone mit ihren Geschützen zur Unterstützung vorsandte. Im weiteren Verlauf der Schlacht deckte K. den Rücken u. die rechte Flanke des am Großen Teiche stehenden Zietenschen Korps. Am 4. November waren seine Truppen an der Spitze der Verfolgung.
Während des ziemlich ereignislosen Feldzuges des Prinzen Heinrich in Sachsen 1761 zeichnete sich K. durch Umsicht u. Kühnheit wiederholt aus u. versetzte dem Gegner empfindliche Schläge. Am 19. Mai 1762 beförderte ihn der König zum Generalmajor. -- Im Juni 1762 unternahm K. wieder einen Einfall in Böhmen von Öderan aus u. vertrieb den österreichischen Obersten Töreck aus Marienburg. Vom Prinzen Heinrich, der einen allgemeinen Angriff befürchtete, zurückgerufen, brach K. am 1. Juli von Freiberg aus über Böhmisch-Einsiedel in das Teplitzer Tal ein u. warf Mitte Juli die kaiserlichen Vortruppen auf Dux u. Teplitz zurück. Dann ging er nach Marienburg zurück u. setzte sich in der Richtung auf Schwarzenberg in Marsch, um der Reichsarmee in den Rücken zu kommen. Ende Juli war diese wieder nach Franken zurückgewichen, u. Prinz Heinrich beschloß, durch Seydlitz u. K. einen kräftigeren Vorstoß nach Böhmen ausführen zu lassen. Jener rückte über Annaberg u. Sebastiansberg, dieser über Böhmisch-Einsiedel ein. Am 1. August vereinigten sich beide am Fuße des Gebirges bei Johnsdorf. Fürst Löwenstein lagerte mit einem österreichischen Korps bei Dux, brach jedoch in der Nacht auf u. nahm eine Stellung auf den Höhen westlich von Teplitz. K. riet Seydlitz, den Gegner in seiner starken Stellung festzuhalten, während er in seinem Rücken über die Magazine herfallen wollte. Seydlitz griff trotzdem am 2. an, mußte aber mit einem Verluste von 570 Mann den Rückzug antreten. In der Schlacht bei Freiberg führte K. die 6 Bataillone, 18 Eska-drons starke Vorhut des Prinzen Heinrich. Er vertrieb die Kroaten u. Palatinathusaren unter Oberst Töreck vom Westrande des Spittelwaldes; seine beiden Freibataillone Heer u. Lüderitz drangen in den südlichen Teil des Waldes ein, warfen dort drei feindliche Bataillone zurück u. nahmen eins von ihnen größtenteils gefangen. Als die Vorhut sich der Anhöhe von St. Michael näherte, wurde das vom Prinzen Stolberg auf die Höhen östlich von Brand-Erbisdorf entsandte, 6000 Mann starke österreichische Hilfskorps unter General Meyer (v.Mayern) gemeldet. Prinz Heinrich befürchtete, daß Meyer bei seinem weiteren Vorrücken einen Vorstoß gegen die preußische rechte Flanke machen könne. K., der Meyer schon öfter gegenübergestanden hatte, beruhigte den Prinzen u. versicherte, der Feind würde sich nicht von der Stelle rühren, u. behielt Recht. Meyer zog, als er bemerkte, daß das Hauptkorps unter Stolberg zurückging, ebenfalls ab. K. führte im weiteren Verlaufe der Schlacht gemeinsam mit Seydlitz die Kavallerie des rechten Flügels gegen Freiberg vor u. unterstützte auf diese Weise den letzten Infanterieangriff wirksam. Er verfolgte, gemeinsam mit Belling, den Feind auf Burkersdorf u. Pretzschendorf.
Bedeutende Verdienste erwarb sich K. am Schlüsse des Krieges durch einen Streifzug nach Franken. Am 11. November 1762 entsandte ihn König Friedrich dorthin mit 4 Bataillonen, den Jägern u. 30 Schwadronen, insgesamt 6000 Mann. K. marschierte nach Bamberg, besetzte die Stadt u. legte ihr eine Kriegssteuer von l Million Taler auf. Windsheim, dessen Bürger sich zur Wehr setzten, ließ er plündern u. belegte die Stadt mit einer Steuer von 12000 Gulden. Rotenburg ob der Tauber mußte 30.000 Gulden zahlen. Der Reichsstadt Nürnberg bewilligte K. die Kapitulation gegen Zusicherung von 12 sechspfündigen Geschützen u. 2 Millionen Gulden Kriegssteuer. Infolge seines tatkräftigen Auftretens baten die süddeutschen Städte u. Stände zum großen Teil um Gewährung der Neutralität. Schließlich veranlaßte das Herannahen der in französischen Diensten gewesenen kursächsischen Hilfstruppen K. zum Abmarsch. Er brach am 3. Dezember von Nürnberg auf, sandte von Bamberg aus die Geldwagen, Geschütze u. Geiseln unter Bedeckung über Erfurt nach Leipzig u. bezog mit seinem Korps am 21. Winterquartiere im Altenburgischen.
Zweifellos war K. neben dem General Mayr der weitaus gewandteste Parteigänger Friedrichs des Großen. Der „österreichische Veteran" Cogniazo sagt in seinen „Geständnissen" von ihm: „Man muß dem feindlichen Husarenoberst v. K. den Ruhm lassen, daß er in den drei letzten Feldzügen in Sachsen, was den ,kleinen' Krieg betrifft, überall den Meister gespielt u. der Prinz Heinrichschen Armee ausgezeichnete Dienste geleistet hat." Prinz Heinrich schreibt selbst: „Kleists Gewandtheit im kleinen Kriege u. seine Befähigung zu nützlichen Unternehmungen machten ihn beim Feinde gefürchtet; er besaß stets die Liebe der unter seinem Befehle stehenden Truppen; er erwarb sich durch seine Erfolge einen ruhmvollen Namen." -- K. starb an den Pocken am 28. August 1767, erst 43 Jahre alt, im Kantonnementsquartier Jeschkendorf bei Liegnitz. Er ist in der Gruft der Kirche zu Dyhernfurt beigesetzt, das kurze Zeit in seinem Besitze war. Am Sockel des Denkmals Friedrichs, des Großen in Berlin findet man K. neben der Reiterfigur des Herzogs Ferdinand von Braunschweig.
8. Franz Kasimir v. K., Sohn von K. 3, preußischer General der Infanterie, geboren am 25. Januar 1736. Er wurde 1758 Offizier. Wegen seiner Tapferkeit bei der Belagerung von Schweidnitz (August bis Oktober 1760) ward er zum Hauptmann u. Flügeladjutanten König Friedrichs ernannt, war dann als Major Adjutant des Prinzen von Preußen, späteren Königs Friedrich Wilhelm II., u. führte als Oberstleutnant ein Bataillon des 20. Infanterieregiments. Nachdem er im Bayerischen Erbfolgekriege bei der Armee des Prinzen Heinrich ein Freiwilligenbataillon befehligt hatte, trat er wieder in sein Regiment zurück, wurde 1780 Oberst u. im Juni 1788 Generalmajor. Seiner rühmlichen Teilnahme am Rheinfeldzuge folgte 1794 die Beförderung zum Generalleutnant. 1800 erhielt K. den Schwarzen Adlerorden, wurde Chef des 5. Infanterieregiments, Kommandant von Magdeburg u. 1802 General der Infanterie. Im Kriege gegen Frankreich (1806) lieferte K. die ihm anvertraute Festung, beeinflußt durch den ältesten Generalleutnant, trotz den Gegenvorstellungen anderer Generale, fast ohne Schwertstreich an den Marschall Ney ans (11. November). Zu erklären ist diese Tat des anerkannt tapferen Offiziers, der nach Clausewitz ein besseres militärisches Ende verdient hätte, nur dadurch, daß der siebzigjährige General, wie auch Augenzeugen aussagen, 1806 nur noch ein körperlich schwacher u. hinfälliger Greis war. Auch mögen einige Worte von Schonung u. Rücksicht, die der König bei seiner Durchreise durch Magdeburg hatte fallen lassen, nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben sein. Vor allem hat wohl die niederschmetternde Kunde von der Kapitulation von Prenzlau auch auf ihn, wie auf viele andere, völlig lähmend gewirkt. Er sah danach keine Rettung mehr u. glaubte, unnötiges Blutvergießen vermeiden zu sollen. -- K. wurde vor ein Kriegsgericht gestellt, aber freigesprochen, „da ihm in keiner Weise der Vorwurf gemacht werden konnte, daß er von den Franzosen bestochen worden oder daß er feig gewesen wäre". Er lebte fortan meist auf seinen Gütern in der Nähe von Ruppin u. starb am 30. März 1808 in Berlin.
9. Friedrich Emil Ferdinand Heinrich v. K., später Graf K. von Nollendorf, preußischer Generalfeldmarschall, geboren am 9. April 1762 in Berlin, wurde 1774 Page beim Prinzen Heinrich von Preußen u. 1778 Offizier im Infanterieregiment v. Lettow (Nr. 46), bei dem er den Bayerischen Erbfolgekrieg mitmachte. Am 16. Mai 1790 als Quartiermeisterleutnant in den Generalstab versetzt, nahm er als Hauptmann an den Rheinfeldzügen teil, erhielt für das Gefecht bei Oberursel den Orden Pour le Merite u. wurde 1793 Inspektionsadjutant beim Feldmarschall v. Möllendorff, 1795 Major. Nachdem er einige Jahre ein Grenadierbataillon befehligt hatte, war er von 1803 bis 1807 vortragender Generaladjutant des Königs. Ende 1808 erhielt er den Befehl der niederschlesischen Brigade. Im Kriege gegen Rußland 1812 führte er unter Grawert u. Yorck die Infanterie (15 Bataillone) des preußischen Hilfskorps, focht bei Eckau (19. Juli), Wolgund (7. August), Gräfenthal (29. September), am Lautschkrug (30. September) u. erhielt den Orden der Ehrenlegion, den er aber nie angelegt hat, sowie den Roten Adlerorden I. Klasse. K. ist nicht ohne Einfluß auf den Abschluß der Kapitulation von Tauroggen gewesen. Am 5. Januar 1813 an Yorcks Stelle zum Kommandierenden General des Korps ernannt, übte er dieses Kommando nicht aus, sondern ließ es Yorck. Am 1. März wurde er Generalleutnant. Er befehligte die aus russischen u. preußischen Truppen zusammengesetzte Vorhut Wittgensteins, schloß Wittenberg ein u. nahm am 17. April die Vorstädte. Mit einer Brigade nach Halle vorgeschoben, mußte er die am 28. April tapfer verteidigte Stadt am nächsten Tage räumen. In der Schlacht bei Bautzen (20./21. Mai) verteidigte er mit 8 1/2 Bataillonen, 12 Eskadrons u. 4 1/3 Batterien Preußen u. Russen den Spree-Übergang bei Burk, mußte nach mehrstündiger, tapferer Gegenwehr a. mehreren kräftigen Gegenstößen, in Flanke U. Rücken bedroht, nach Purschwitz zurückgehen, wo er die Lücke zwischen Yorck u. Blücher ausfüllte, am 21. die Division Souham zurückwarf u. dann bei Wurschen den Rückzug der Verbündeten deckte. Er wurde als preußischer Bevollmächtigter zum Abschluß des Waffen-stillstandes am 4. Juni bestimmt. Während dieses erhielt er das II. preußische Armeekorps bei der Hauptarme« u. führte in der Schlacht bei Dresden die zweite Angriffskolonne, die den Großen Garten wegnahm u. bis an die Stadtmauern vordrang. Auf dem Rückzuge durch das Erzgebirge wies er am 29. August das französische Korps St-Cyr bei Glashütte kräftig ab u. faßte, da ihm die weiteren Rückzugswege durch Trains verstopft waren, den Entschluß, durch einen Abmarsch auf die große Teplitzer Straße sich der verzweifelten Lage zu entziehen, obwohl er dort starke feindliche Kräfte nachrückend annehmen mußte. Sein Angriff über Nollendorf in den Rücken Vandammes brachte den Sieg u. die Vernichtung des französischen Korps. Er erhielt dafür den Schwarzen Adlerorden u. vom Zaren Alexander einen mit Diamanten verzierten Degen. Nachdem er in der Schlacht von Leipzig am 16. Oktober bei Markkleeberg, am 18. bei Probstheida unter schweren Verlusten gekämpft hatte, übernahm er die Einschließung von Erfurt u. folgte, als die französische Besatzung sich in die Zitadelle zurückgezogen hatte, nach Frankreich. Ende Januar 1814 bei Blücher eingetroffen, focht er am 14. Februar bei Etoges u. trug durch den in Gemeinschaft mit Yorck ausgeführten nächtlichen Angriff am 9. März wesentlich zum Siege bei Laon bei. Im März 1814 wurde er durch den Verdienstorden mit Eichenlaub ausgezeichnet, zum General der Infanterie u. Chef des 1. Westpreußischen Regiments ernannt, das seit dem 27. Januar 1889 den Namen „Grenadierregiment Graf Kleist von Nollendorf" führt. Schon vorher hatte ihn die philosophische Fakultät der Universität Berlin zum Ehrendoktor ernannt. Nach dem Kriege wurde er unter Verleihung einer Dotation (Domäne Stötterlingenburg bei Halberstadt) in den Grafenstand erhoben. Er behielt den Oberbefehl der drei am Niederrhein zurückbleibenden preußischen Armeekorps. Beim Ausbruch des Krieges von 1815 übernahm er die Führung des norddeutschen Bundeskorps, mußte sie aber wegen schwerer Erkrankung bald abgeben. Am 3. Oktober wurde er Kommandierender General des IV. Armeekorps in Magdeburg, 1821 als Feldmarschall in den Ruhestand versetzt u. starb in Berlin am 17. Februar 1823. Er ruht in der dortigen Garnisonkirche. Vgl. Militär-Wochenblatt 1823, Nr. 349; Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. XVI (Leipzig 1882).
10. Franz Alexander v. K., Dichter, geboren am 24. Dezember 1769 in Potsdam als Sohn des Generalleutnants Franz Kasimir v. K. 1785 trat er als Fähnrich bei dem preußischen Infanterieregiment des Herzogs von Braunschweig ein, in dem er den Feldzug von 1789 mitmachte. Darauf nahm er den Abschied, studierte in Göttingen, wurde Legationsrat, verließ aber schon 1792 den Staatsdienst. Neben seiner Kränklichkeit bewegen den feinen, stillen Mann wohl Unabhängigkeitsdrang u. Sehnsucht nach dem Landleben dazu. Er kaufte das Gut Ringenwalde bei Neudamrn in der Neumark u. wurde dort Landrat. K. starb, noch nicht 28 Jahre alt, am 8. August 1797. -- Von seinen zahlreichen Werken, die zu seinen Lebzeiten viel gelesen wurden, seien erwähnt: ,,Hohe Aussichten der Liebe", 1789, „Graf Peter der Däne, ein historisches Gemälde", 1791, „Phantasien auf einer Reise nach Prag, 1792, „Zamori oder die Philosophie der Liebe", „Das Glück der Liebe", „Sappho", ein dramatisches Gedicht, 1793, „Das Glück der Ehe", 1796, u. seine „Vermischten Schriften".
11. Bernd Wilhelm Heinrich v. K., Dichter, geboren am 18. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder) als Sohn des Kompagniechefs Joachim Friedrich v. K., trat als Gefreiter-Korporal 1792 in das Garderegiment in Potsdam ein, machte die Rheinfeldzüge 1793 bis 1795 mit, nahm an der Belagerung von Mainz 1793 teil u. wurde 1797 Leutnant. Schon 1799 nahm er den Abschied u. bezog die Universität Frankfurt. 1800 kehrte er nach Berlin zurück, um sich dem diplomatischen Dienste zu widmen, ging aber 1801 mit seiner Schwester Ulrike nach Paris u. in die Schweiz. Dort erwachte unter dem Einfluß Zschokkes u. des jüngeren Wieland seine dichterische Begabung. 1804 trat er in den Staatsdienst ein, erhielt jedoch nur eine subalterne Stelle in Königsberg. Die Königin Luise, der K. später ein so wundervolles Denkmal setzte („Wir sahn Dich Anmut endlos niederregnen, Wie groß Du warst, das ahndeten wir nicht l") gewann Interesse an ihm u. bewilligte ihm „zur Begründung einer unabhängigen Existenz u. zur Aufmunterung in seinen literarischen Arbeiten" eine Pension von 60 Louisdor, so daß er, von den drückendsten Sorgen befreit, in Königsberg seinem reichen dichterischen Schaffen leben konnte. 1807 ging er in stets wachsender Ruhelosigkeit nach Berlin zurück, wo er, wahrscheinlich infolge eines Versehens, von den Franzosen gefangengesetzt u. nach Frankreich gebracht wurde. Durch die Bemühungen seiner Schwester erhielt er nach einem halben Jahre die Freiheit zurück u. ließ sich in Dresden nieder. Dort gründete er die Zeitschrift „Phöbus" u. mit einem Bekannten zusammen eine Buchhandlung, zwei Unternehmungen, die ihm völlig fehlschlugen. -- Seine höchst empfindsame, rastlose, wenig, kräftige Natur vermochte die Bürde des Genies nicht zu ertragen. Unglückselige äußere Verhältnisse, drückende Geldverlegenheiten u. ein tiefes Gefühl für die schmachvolle Lage des glühend geliebten Vaterlandes trieben ihn aus einem Leben, das ihm nicht genügen konnte. Gemeinsam mit seiner Freundin Henriette Vogel gab er sich am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees bei Berlin den Tod. -- Die Zeit war für seine Werke nicht reif; hat doch kein Stück dieses großen Dramatikers zu seinen Lebzeiten eine Aufführung erfahren. Erst späteren Tagen ist es vorbehalten geblieben, die Größe des genialen Dichters zu erfassen. Von seinen Erzählungen verdient der meisterhafte „Michael Kohlhaas" hervorgehoben zu werden. Neben ihm stehen „Die Marquise von O.", „Das Erdbeben von Chili", die „Verlobung auf San Domingo". Zwei vollendete Lustspiele, „Amphitryon" u. „Der zerbrochene Krug", sind ihm geglückt. Im Vordergrunde seines Schaffens aber stehen in stattlicher Reihe seine gewaltigen Dramen. Auf das Schicksalsdrama „Die Familie Schroffenstein" folgte der ungeheure Wurf der „Penthesilea", dann das romantische Schauspiel „Das Käthchen von Heilbronn" u. seine von flammender Vaterlandsliebe getragenen Dramen „Der Prinz von Homburg" u. „Die Hermannsschlacht", in der ebenso wie in seinen Gedichten („Germania an ihre Kinder") ein elementarer Haß gegen die Unterdrücker Deutschlands lodert. Dem Soldaten wird „Der Prinz von Homburg" stets am nächsten stehen; denn hier atmet, wie sonst nirgends in unserer Literatur, der eherne Geist der brandenburgisch-preußischen Armee. -- Es war K. nicht beschieden, sein größtes Werk, „Robert Guiskard", zu vollenden. -- Sein Grab am Wannsee ist ein Nationalheiligtum geworden; 1910 ist ihm in Frankfurt (Oder) ein Denkmal errichtet worden.
12. Jakob Friedrich v. Rüchel-Kleist, preußischer General der Infanterie, geboren 1778 in Segenthin (Pommern), trat 1791 in das Infanterieregiment v. Kleist (Nr. 12) ein, wurde Adjutant bei dem durch die Schlacht bei Jena berühmt gewordenen General v. Rüchel. Dieser adoptierte ihn 1807, gab ihm seinen Namen u. zwei Jahre darauf seine Tochter zur Frau. Rüchel- Kleist wurde 1813 Kommandeur des 1. Westfäli schen Landwehrregiments u. erwarb sich 1815 bei Ligny das Eiserne Kreuz I. Klasse, ward 1820 Kommandeur der 3. Infanteriebrigade u. Generalmajor, 1831 Kommandeur der 4. Division, 1833 Generalleutnant u. 1838 Gouverneur von Danzig. 1847 wurde er als General der Infan terie verabschiedet u. starb in Danzig 1848.
13. Ferdinand v. K., preußischer General der Infanterie, geboren 1797 in Groß-Schönebeck (Mark), trat 1813 als freiwilliger Jäger Beim Regiment Garde ein, wurde im Mai Leutnant u, machte die Schlachten bei Groß-Görschen, Bautzen u. Leipzig mit, focht 1814 in Frankreich u. zog mit in Paris ein. Nach dem Friedensschluß stieg er im 1. Garderegiment bis zum Oberstleutnant auf u. wurde 1849 Kommandeur des 2. Garderegiments. Am 18. u. 19. März 1848 hatte er mit seinem Bataillon an den Straßenkämpfen in Berlin teilgenommen. 1855 wurde er Kommandeur der 3. Garde-Infanteriebrigade, 1858 der 15. Division u. Generalleutnant, 1864 Generaladjutant u. Gouverneur von Köln. Als General der Infanterie wurde er 1864 zur Disposition gestellt u. starb 1867 in Potsdam.
14. Hans Hugo v. Kleist-Retzow, preu ßischer Oberpräsident, wurde 1814 in Kiekow (Pommern) geboren. Soldat nur so lange, wie seine Studien es zuließen, war er doch eine echte Kämpfernatur, tapfer u. zuversichtlich, ohne jede Menschenfurcht. Er trat zuerst her vor als Landrat des Belgarder Kreises. Als solcher richtete er 1848 eine Adresse an den nach England geflohenen Prinzen Wilhelm von Preußen, er möge zurückkehren u. seinen Wohn sitz in Pommern nehmen. Er stieg in seiner Beamtenlaufbahn bis zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Als Jugendfreund u. Studiengenosse Bismarcks hat er früh dessen über ragende Bedeutung erkannt u. viel zu seiner Be rufung ins Ministerium beigetragen. Als Führer der Altkonservativen im Parlament u. in der Synode übte er starken politischen Einfluß aus, * wobei ihn eine flammende Beredsamkeit unter- stützte. Er starb 1892 in Kiekow. Vgl. v. Petersdorff, Hans Hugo v. Kleist-Retzow (Stuttgart 1907).
15. Christian Ewald Leopold v. K., preußischer General der Infanterie u. Chef des Infanterieregiments Graf Dönhoff (7. Ostpreußisches) Nr. 44, geboren 1824 in Stolp (Pommern). Im Kadettenkorps erzogen, trat K. 1841 in das 1. Garderegiment zu Fuß ein. Den Feldzug von 1864 gegen Dänemark machte er als Adjutant beim Oberkommando mit u. nahm an der Erstürmung der Düppeler Schanzen u. am Obergang nach Alsen teil. 1866 führte R. das I. Bataillon des 1. Garderegiments, focht bei Soor (28. Juni), Königinhof u. Königgrätz u. erhielt den Orden Pour le Merite. Im Kriege von 1870/71 war er Kommandeur des mecklenburgischen Grenadierregiments Nr. 89, nahm an den Belagerungen von Metz, Toul u. Paris, an dem Gefecht bei Dreux (17. November 1870) u. an der Schlacht bei Le Mans (Januar 1871) teil. Mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, wurde K. 1873 Generalmajor u. Kommandeur der 41. Infanteriebrigade, führte seit 1880 als Generalleutnant die 1. Garde-Infanteriedivision, ward 1885 Kommandierender General des I. Armeekorps u. 1887 Chef des Infanterieregiments Nr. 44. 1889 wurde K. zur Disposition gestellt, nachdem er bereits 1886 zum General der Infanterie befördert worden war. Er starb 1910 in Potsdam.
16. Georg Friedrich v. K., preußischer General der Kavallerie u. Generalinspekteur der Kavallerie, geboren 1852 in Rheinfeld (Westpreußen), trat aus dem Kadettenkorps 1869 als Offizier in das Infanterieregiment Nr. 52, machte den Krieg von 1870/71 gegen Frankreich mit u. wurde bei Vionville schwer verwundet. Hierdurch zum Infanteriedienst untauglich geworden, wurde er 1875 in das Dragonerregiment Nr. 7 versetzt u. nach dem Besuch der Kriegsakademie 1879 in den Generalstab. Von 1883 bis 1887 führte er eine Eskadron, war dann im Generalstabe der 3. Division u. des II. Armeekorps tätig u. erhielt 1892 die Führung des Ulanenregiments Nr. 3. 1895 trat er als Abteilungschef zum Großen Generalstabe zurück, wurde Lehrer an der Kriegsakademie, 1896 Oberst u. 1898 Kommandeur der 36. Kavalleriebrigade, 1899 Generalmajor. 1901 wurde er mit den Geschäften als Inspekteur der 1. Kavallerieinspektion beauftragt, 1902 Generalleutnant B. 1903 Kommandeur der 38. Division. 1907 zum General u. Generalinspekteur der Kavallerie befördert, leitete er als Vorsitzender der verstärkten Kavalleriekommission die Bearbeitung der Abänderungen zur Felddienstordnung, 1908 die Umarbeitung des Kavallerie-Exerzierreglements, 1910/11 die Neubearbeitung der Reitvorschrift. Gleichzeitig erließ er eine Anleitung zur Abhaltung von Aufklärungsübungen. 1909 wurde er a la suite des Ulanenregiments Nr. 3 u. 1912 zur Disposition gestellt. K. lebt als Fideikommißbesitzer u. Mitglied des Herrenhauses in Wusseken in Pommern. Er schrieb: „Die Offizierspatrouille im Rahmen der strategischen Aufgabe der Kavallerie" (Berlin, 1. Aufl. 1887, 6. Aufl. 1908); „Das Leben des Generalfeldmarschalls Grafen Kleist von Nollendorf" (Berlin 1887); „Von Dresden nach Nollendorf. August 1813" (Beiheft zum Militär-Wochenblatt 1889).
Vgl. Kratz u. Kypke, Geschichte des Geschlechts von Kleist, 5 Bde. (Berlin 1862 bis 1887); C. F. Pauli, Leben großer Helden (Halle 1759 bis 1764); L. Freiherr v. Zedlitz, Pantheon des preußischen Heeres, 2 Bde. (Berlin 1835/36); Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. XVI (Leipzig 1882).
Kleist, v., Franz Wilhelm, preußischer Generalleutnant, -geboren am 19. September 1806 in Körbelitz bei Magdeburg, wurde Ingenieuroffizier u. war bei den Fortifikationen von Küstrin, Spandau u. Stettin tätig. 1857 als Festungsbaudirektor nach Königsberg versetzt, ward er 1860 Oberstleutnant u. am 8. Oktober in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau von Königsberg in den Adelstand erhoben. 1861 wurde er Oberst, 1866 Generalmajor u. nahm an dem Feldzuge gegen Österreich im Stabe des Generalkommandos des V. Armeekorps teil (Nachod, Skalitz, Schweinschädel, Königgrätz). 1867 wurde K. Inspekteur der Vereinigten Artillerie- u. Ingenieurschule u. zog 1870 als Ingenieurgeneral im Großen Hauptquartier mit ins Feld. Er nahm an den Schlachten von Gravelotte u. Sedan u. an der Belagerung von Paris teil, wo er im Verein mit dem General v. Hindersin den Angriffsplan entwarf. K. ward 1871 zur Disposition gestellt u. starb 1882. Vgl. v. Löbells Jahresberichte, Jahrgang IX, 1882 (Berlin 1883); Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 51 (Leipzig 1906).