Der Vorsatz
Hymne
An Hrn. Rittmeister Adler
Ode an die preußische Armee
Einladung aufs Land
An Thyrsis
Das Landleben
Hymne
zum Inhaltsverzeichnis
Der Vorsatz.
Dich treibt dein Eifer, wie dein Roß die Sporen!
O Held! was fleuchst du zu des Todes Thoren?
Suchst du, damit dich Wahn und Nachruhm labe,
Den Weg zum Grabe?
Laß Luft und Zeiten über Thal und Höhen
Mit ewgen Flügeln deine Thaten wehen,
Das Feld Elysens wird von fernem Schallen
Nicht wiederhallen.
Und du, o Geizhals! magst mit Müh entdecken,
Was uns Gebirge weislich tief verstecken;
Auf! füll in Peru, Trotz sey Flut und Winden,
Dein Schiff mit Sünden.
Gekrönter Pöbel, laß in stolzen Zimmern
Tapeten, Jaspis und Kristalle schimmern;
In Schlösser drengt sich oft ein Schwarm von Leide
Im Kleid der Freude.
Der Ruh im Schooße, will ich eure Rotten
An hellen Bächen, wie mein Urz verspotten,
Er den die Dichtkunst, wenn sein Lied ertönet;
Mit Epheu krönet.
Er schwingt sich muthig in den Kreis der Sterne,
Durch Dunst und Wolken. Von der hohen Ferne
Schaut er, wenn Schaaren wilder Krieger lärmen,
Nur Wespen schwärmen.
Er schaut von oben Länder Hufen gleichen,
Und Städte Löchern; in den engen Reichen
Schaut er in Haufen, heißen Geiz zu kühlen,
Maulwürfe wühlen.
Dann denkt er seufzend mit gerührten Sinnen:
"Was wollt ihr Thoren endlich noch beginnen?
"Ihr raset; meynt ihr in den schmalen Zonen
"Ewig zu wohnen?
"Tod, Qual und Schrecken laßt ihr, um zu siegen,
"Aus hohlen Schlünden auf die Brüder fliegen;
"Ist eurem Hochmuth, in der Länder Menge,
"Der Raum zu enge?
"Laßt ihr nur darum ewge Bäue gleißen,
"Um schnell dieselben wieder einzureißen?
"Der Tod kömmt plötzlich, der wird euch bey Zeiten
"Höhlen bereiten. "
Drauf greift er geizig nach der goldnen Leyer,
Bestraft des Lasters kriechend Ungeheuer,
Sein Lob der Tugend schallt in regen Lüften,
In Wald und Klüften.
So soll mein Geist sich zu den Wolken schwingen,
So rührend sollen meine Saiten klingen.
O Freund, erheb mich von von seichten Hügeln
Auf deinen Flügeln!
Hymne.
Groß ist der Herr! Die Himmel ohne Zahl
Sind seine Wohnungen,
Sein Wagen sind die donnernden Gewölk,
Und Blitze sein Gespann.
Die Morgenröth' ist nur ein Wiederschein
Von seines Kleides Saum;
Und gegen seinen Glanz ist alles Licht
Der Sonne, Demmerung.
Er sieht mit gnädgem Blick von seiner Höh
Zur Erd herab; sie lacht.
Er schilt; es fähret Feur von Felsen auf,
Des Erdballs Axe bebt.
Lobt den gewaltigen, den gnädgen Herrn,
Ihr Lichter seiner Burg,
Ihr Sonnenheere! flammt zu seinem Ruhm!
Ihr Erden singt sein Lob!
Erhebet ihn ihr Meere! braust sein Lob!
Ihr Flüsse rauschet es!
Es neige sich der Zedern hohes Haupt,
Und jeder Wald vor ihm!
Ihr Löwen brüllt zu seiner Ehr im Hain!
Singt ihm, ihr Vögel. singt!
Seyd sein Altar, ihr Felsen, die er traf,
Für Dampf sey Weihrauch ihm!
Der Wiederhall lob ihn! und die Natur
Sing ihm ein froh Concert!
Und du, der Erden Herr, o Mensch, zerfließ
In Harmonien ganz!
Dich hat er, mehr als alles sonst, beglückt.
Er gab dir einen Geist,
Der durch den Bau des Ganzen dringt, und kennt
Die Räder der Natur.
Erheb ihn hoch, zu deiner Seeligkeit!
Er braucht kein Lob zum Glück.
Die niedern Neigungen und Laster fliehn,
Wenn du zu ihm dich schwingst.
Die Sonne steige nie aus rother Flut,
Und sinke nie darein,
Daß du nicht deine Stimm vereinigst, mit
Der Stimme der Natur.
Lob ihn im Regen und in dürrer Zeit,
Im Sonnenschein und Sturm!
Wenns schneyt, wenn Frost aus Wasser Brücken baut,
Und wenn die Erde grünt.
In Ueberschwemmungen, in Krieg und Pest
Trau ihm, und sing ihm Lob!
Er sorgt für dich; denn er erschuf zum Glück
Das menschliche Geschlecht.
Und o wie liebreich sorgt er auch für mich!
Er gab, statt Golds und Ruhms,
Vermögen mir, die Wahrheit einzusehn,
Und Freund' und Saitenspiel.
Erhalte mir, o Herr! was du verliehst;
Mehr brauch ich nicht zum Glück.
Durch heilgen Schaur will ich, ohnmächtig sonst,
Dich preisen ewiglich.
In finstern Wäldern will ich mich allein
Mit dir beschäftigen,
Und seufzen laut, und nach dem Himmel sehn,
Der durch die Zweige blickt.
Und irren ans Gestad des Meers, und dich
In jeder Woge sehn,
Und hören dich im Sturm, bewundern in
Der Au Tapeten dich.
Ich will entzückt auf Felsen klimmen, durch
Zerrißne Wolken sehn,
Und suchen dich den Tag, bis mich die Nacht
In heilge Träume wiegt.
An Hrn. Rittmeister Adler
*)
1739
Une eternité de gloire
Vaut-elle un jour de bonheur?
Gresset.
Die Stürme wüten nicht mehr, man sieht die Zacken der Tannen
Nicht mehr durch gläsernen Reif; man sieht im eislosen Bach
Am Grunde Muscheln und Gras und junge wankende Blumen;
Ein dunkles schwebendes Laub erfüllt den Buchwald mit Nacht.
Hier reizt der Nachtigall Lied durch tausend laufende Töne.
Der West im Rosengebüsch bläst süße Düfte zur Flur.
Dort stralt im glänzenden Strom das Bildniß blühender Hecken,
Und flieht nebst Ufer und Rohr des Fischers gleitenden Kahn.
Freund! flieh der Waffen Geräusch, itzt ist die Zeit des Vergnügens,
Fühl itzt in Wäldern die Lust, die Held und Höfling nicht kennt.
Was hilfts, mit freudigem Blick, vom Dunst der Ehre betrunken,
Mit Ordensketten beschwert, gekrönte Henker zu scheun?
Was hilfts, wenn künftig dein Grab vergüldete Waffen beschützen,
Wenn man aus Marmor dein Bild im schreckenden Panzer erhöht!
Achill und Hannibal muß die Nacht des Todes durchschlafen,
Die, nach der Schickung Gesetz, mich einst in Finsterniß hüllt.
Im Tode werd ich ihm gleich, im Leben bin ich beglückter.
Er sah nur Auen voll Blut, schlief nur vom Himmel bedeckt,
Und hört ein ewig Geschwirr von Schilden, Spiessen und Pfeilen,
Ihn flohn Vergnügen und Scherz, und Cypris freundlicher Sohn.
Ich seh auf blumigter Flur das Winken schattigter Erlen,
Den Schmuck des lachenden Hains, die weißen Birken voll Laub,
Den thaldurchirrenden Bach. Ich schlaf in Lauben von Rosen,
Und höre Chloens Gesang, ob dem die Nachtigall schweigt,
Und lauscht, und aufmerksam horcht. Rings um mich flattert die Freude.
Die kleine Phyllis im Hain verbirgt sich, wenn sie mich merkt,
Ich such und finde sie nicht; bis sie im dicken Gesträuche,
Wo Phöbus selbst sie nicht sieht, ein schalkhaft Lächeln verräth.
Ode an die preußische Armee.
Im März 1757.
Unüberwundnes Heer! mit dem Tod und Verderben
In Legionen Feinde dringt,
Um das der frohe Sieg die güldnen Flügel schwingt,
O Heer! bereit zum Siegen oder Sterben.
Sieh! Feinde deren Last die Hügel fast versinken
Den Erdkreis beben macht,
Ziehn gegen dich und drohn mit Qual und ewger Nacht;
Das Wasser fehlt wo ihre Rosse trinken.
Der dürre, schiele Neid treibt niederträchtge Schaaren
Aus West und Süd heraus,
Und Nordens Höhlen speyn, so wie des Osts, Barbaren
Und Ungeheur, dich zu verschlingen, aus.
Verdopple deinen Muth. Der Feinde wilde Fluten
Hemmt Friedrich, und dein starker Arm;
Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen Schwarm.
Sie blitzt durch dich auf ihn, und seine Rücken bluten.
Die Nachwelt wird auf dich, als auf ein Muster sehen;
Die künftgen Helden ehren dich,
Ziehn dich den Römern vor, dem Cäsar Friederich,
Und Böhmens Felsen sind dir ewige Trophäen.
Nur schone, wie bisher, im Lauf von großen Thaten
Den Landmann, der dein Feind nicht ist!
Hilf seiner Noth, wenn du von Noth entfernet bist!
Das Rauben überlaß den Feigen und Croaten.
Ich seh, ich sehe schon - freut euch, o Preußens Freunde! -
Die Tage deines Ruhms sich nahn.
In Ungewittern ziehn die Wilden stolz heran:
Doch Friedrich winket dir, wo sind sie nun, die Feinde?
Du eilest ihnen nach, und drückst mit schweren Eisen
Den Tod tief ihren Schedeln ein,
Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreun,
Die jauchzend dich empfahn, und ihre Retter preisen.
Auch ich, ich werde noch, - vergönn es mir, o Himmel! -
Einher vor wenig Helden ziehn.
Ich seh dich, stolzer Feind! den kleinen Haufen fliehn,
Und find Ehr oder Tod im rasenden Getümmel.
Einladung aufs Land.
An Herrn Hofrath Ewald.
Im December.
Der Westwind fliehet Flur und Weiden,
Die nicht mehr blühn;
O Thyrsis! sollen Scherz und Freuden
Mit ihm entfliehn?
Nein, der Orcane wildes Blasen,
Die um mein Gut
Itzt heulend, ausgeschlossen, rasen,
Hemmt nicht den Muth.
Komm mit mir in der öden Fluren
Bereiftes Gras,
Verfolg mit mir des Wildes Spuren
Im Wald von Glas.
Und hör des Hains Gewölbe schallen,
Wenns Horn erwacht.
Und sich von hohen Bergen fallen
Die schnelle Jagd.
Dann eil in meine Wohnung wieder,
Müd' aus dem Hain,
Und singe mit mir süße Lieder
Bey frohem Wein.
Und Chloris die durch ihre Saiten
Dein Herz entwandt,
Soll Lalagens Gesang begleiten
Mit kluger Hand.
Sieh hin! Die Sterne sind erschienen,
Und Luna winkt;
Sie streiten gleichsam, wer von ihnen
Am besten blinkt.
Den Scherz mit Küssen zu verschwistern,
Und, fern vom Neid,
Den langen Abend zu verflistern,
Ists itzo Zeit.
Komm! Laß uns unsern Geist erheitern.
Wen Gold ergetzt,
Mag in der Flut am Felsen scheitern,
Der sich entsetzt.
Ruhm, Reichthum, Pracht, des Hofs Beschwerde,
Vom Volk verehrt,
Ist Wahn, und nicht des Herrn der Erde,
Des Weisen werth.
An Thyrsis.
**)
Mein Thyrsis, laß dich nicht von Gram und Furcht besiegen,
Den Geiern des Gemüths! Du lebest zum Vergnügen.
Was machst du dir itzt alten Kummer neu?
Bleib nur der Redlichkeit, bleib nur dem Himmel treu,
So wirst du bald den Neid bekämpfen Und Schmach und Lästerungen dämpfen.
Sieh wie's der Adler macht, den plötzlich eine Natter
Die aus dem Strauche fährt, umschlingt.
Er kämpft mit Macht, und dringt
Mit ihr hoch in die Luft, zerreißt sie mit den Klauen
Und schleudert sie herab, und fliegt in stolzer Ruh,
Wie sonst, der Sonne zu.
Das Landleben.
An Herrn Ramler.
O rus, quando ego te aspiciam? quandoque licebit,
Nunc veterum libris, nunc somno & inertibus horis,
Ducere sollicitae jucunda oblivia vitae?
Horat.
O Freund! wie selig ist der Mann zu preisen,
Dem kein Getümmel, dem kein schwirrend Eisen,
Kein Schiff, das Beute, Mast und Bahn verlieret,
Den Schlaf entführet!
Der nicht die Ruhe darf in Berge senken,
Der fern vom Purpur, fern von Wechselbänken,
In eignen Schatten, durch den West gekühlet,
Sein Leben fühlet.
Er lacht der Schlösser von Geschütz bewachet,
Verhöhnt den Kummer, der an Höfen lachet,
Verhöhnt des Geizes in verschloßnen Mauren
Einfältigs Trauren.
So bald Aurora, wenn der Himmel grauet,
Dem Meer entsteigend, lieblich abwärts schauet,
Flieht er sein Lager, ohn verzärtelt Schmücken,
Mit gleichen Blicken.
Er lobt den Schöpfer, hört ihm Lerchen singen,
Die durch die Lüfte sich dem Aug entschwingen,
Hört ihm vom Zephyr, lispelnd auf den Höhen,
Ein Loblied wehen.
Er schaut auf Rosen Thau wie Demant blitzen;
Schaut über Wolken von der Berge Spitzen
Wie schön die Ebne, die sich blau verlieret,
Der Lenz gezieret.
Bald zeigt sich fliehend auf des Meeres Rücken
Ein Schiff von weitem den nachfliehnden Blicken,
Das sie erst lange gleichsam an sich bindet,
Und dann verschwindet.
Bald sieht er abwärts, voller Glanz und Prangen,
Noch einen Himmel in den Fluten hangen,
Noch eine Sonne Amphitritens Grenzen
Grundaus durchglänzen.
Er geht in Wälder, wo an Schilf und Sträuchen
In krummen Ufern Silberbäche schleichen,
Wo Blüthen duften, wo der Nachtigallen
Lustlieder schallen.
Itzt pfropft er Bäume, leitet Wassergräben,
Schaut Bienen schwärmen, führt an Wänden Reben;
Itzt tränkt er Pflanzen, zieht, von Rosenstöcken
Und Nußstrauch, Hecken.
Eilt dann zur Hütte (wo kein Laster thronet,
Die Ruh und Wollust unsichtbar bewohnet)
Weil seine Doris, die nur Liebreiz schminket,
Ihm freundlich winket.
Kein Knecht der Krankheit mischt für ihn Gerichte;
Denn Freund u. Unschuld würzt ihm Milch u. Früchte.
Kein bang Gewissen zeigt ihm Schwerdt und Strafe
Im süßen Schlafe.
Freund! laß uns Golddurst, Stolz und Schlösser hassen,
Und Kleinigkeiten Fürsten überlassen.
Mein Lange ruft uns, komm zum Sitz der Freuden,
Auf seine Weiden.
Hymne
Nicht niedre Lust, auch nicht Eroberer,
Noch Gold und Schätze will ich singen.
Mein Geist soll sich dem Tand der Erde kühn entschwingen.
Der Himmel sey mein Lied! Mein Lied der Herr!
Wohin, wohin reißt mich der Andacht Glut?
Sehr! ich entweich auf kühnen Flügeln
Dem niedern Hochmuth und der Erde finstern Hügeln,
Und trinke, froh, schon andrer Sonnen Glut.
Schon reißet mich die falsche Hoheit nicht.
Die Welt,
die ich voll Qual befunden,
Verschwindet unter mir! - ist unter mir verschwunden,
Und mich entzückt bereits ein himmlisch Licht.
O welche Pracht! Welch Auge siehet ganz
Die Herrlichkeit, die den umgeben,
Der alles alles füllt, vor dem die Himmel beben!
Des Herren Thron verhüllt sein eigner Glanz.
Kein Wunder ists, daß er durch Einen Ruf
Den Menschen, der Geschöpfe Heere,
Und Felsen, Seen, Wald, der Sonnen Flammenmeere,
Das Geisterreich und tausend Welten schuf.
Unendlicher! - Doch Schaaren Seraphim,
Entzückt in frölichem Gewimmel,
Sind ganz Gesang, und strömen durch den Himmel;
Ihr Saiten schweigt! Der Himmel singet ihm.
*) Dieser vortreffliche Mann, der zur Ehre der Preußischen
Armee, der Kriegskunst und der schönen Wissenschaften,
lange hätte leben sollen, ward 1745. bey Landshut in
Schlesien, in einem Scharmützel mit den Oesterreichern
und Sachsen, von den Uhlanen erstochen. **) Dieses Stück ist, aus Versehen, in einer Sammlung
von Gedichten eines meiner Freunde, gedruckt wor-
den; und ein Lied, dieses Freundes das die Aufschrift
hat: Phyllis, ist in die ehemalige Sammlung meiner
Gedichte gekommen. Ich hätte bey dem Tausche
nichts verloren, ich will aber auch nicht daß mein
Freund verliere; und nehme daher das meinige zu-
rück und überlasse ihm das seinige. |